Kapitel 2: Kritisch denken mit wissenschaftlicher Psychologie

 

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2.1 Die Notwendigkeit der Psychologie als Wissenschaft

  • Wenn Freunde von uns anfangen, miteinander auszugehen, haben wir oft das Gefühl, wir hätten von Anfang an gewusst, dass die beiden füreinander bestimmt sind. Wieso ist das so?

Antwort: Wir leiden oft am Hindsightbias, dem Verzerrungseffekt durch nachträgliche Einsicht („Rückschaufehler“) – nachdem wir das Ergebnis einer Situation zur Kenntnis genommen haben, scheint uns dieses Ergebnis vertraut und daher offensichtlich.

  • Erklären Sie, warum es das kritische Denken fördert, wenn man die Haltung eines Wissenschaftlers einnimmt.

Antwort: Die wissenschaftliche Haltung kombiniert 1. Neugier auf die Welt um uns herum, 2. Skepsis gegenüber verschiedensten Behauptungen und Ideen und 3. Bescheidenheit in Bezug auf das eigene Verständnis. Die Untersuchung von Beweisen, die Beurteilung von Schlussfolgerungen und die Überprüfung eigener Annahmen sind wichtige Bestandteile des kritischen Denkens.

2.2 Wie stellen und beantworten Psychologen Fragen?

  • Was zeichnet eine gute Theorie aus?

Antwort: Sie verbindet beobachtete Fakten miteinander und ordnet sie. Sie enthält Hypothesen, die überprüfbare Vorhersagen und manchmal praktische Anwendungen ermöglichen.

  • Warum ist Replikation so wichtig?

Antwort: Psychologen halten begierig nach neuen Erkenntnissen Ausschau, aber sie lassen auch Vorsicht walten, indem sie darauf warten, dass andere Forscher das Experiment wiederholen. Kann der Befund bestätigt (das Resultat repliziert) werden?

  • Durch Einzelfallstudien erfahren wir nichts über generelle Prinzipien, die für uns alle gelten. Wieso nicht?

Antwort: Einzelfallstudien widmen sich nur einem Individuum, sodass wir nicht sicher wissen können, ob die beobachteten Prinzipien auch für eine größere Population gelten würden.

  • Was sind die Vor- und Nachteile der Feldbeobachtung, wie sie Mehl und Pennebaker in dieser Studie angewandt haben (Abb. 2.10)?

Antwort: Die Beobachtung in einer natürlichen Umgebung ermöglichte es Mehl und Pennebaker, natürlich auftretende Verhaltensweisen – außerhalb der Künstlichkeit des Labors – sorgfältig anzusehen und aufzuzeichnen. Weil es sich nicht um ein Experiment handelt, verrät die Studie nichts über die Faktoren, welche das alltägliche Sprechen beeinflussen.

  • Was ist der Stichprobenfehler und wie vermeiden ihn Forscher?

Antwort: Die Zufallsstichprobe hilft Forschern, den Stichprobenfehler zu vermeiden. Dieser tritt dann auf, wenn eine Untersuchungsgruppe nicht repräsentativ ist für die Population, die erforscht werden soll.

  • Geben Sie an, welche Studien über positive Korrelationen berichten und welche über negative.

1. Je mehr Kinder und Jugendliche verschiedene Medien nutzen, desto weniger zufrieden sind sie mit ihrem Leben (Kaiser 2010). ▁▁▁
2. Je mehr sexuell geprägte Inhalte sich Jugendliche im Fernsehen ansehen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie sexuell aktiv werden (Collins et al. 2004). ▁▁▁
3. Je länger Kinder gestillt werden, desto besser ist später ihre schulische Leistung (Horwood u. Fergusson 1998). ▁▁▁
4. Je stärker das Einkommen bei einer Stichprobe armer Familien anwuchs, desto weniger psychiatrische Symptome hatten ihre Kinder (Costello et al. 2003). ▁▁▁

Antwort: 1. negativ, 2. positiv, 3. positiv und 4. negativ.

  • Die Dauer einer Ehe korreliert mit dem Verlust von Haaren bei Männern. Bedeutet das, dass die Ehe den Haarverlust verursacht (oder dass kahl werdende Männer die besseren Ehemänner sind)?

Antwort: In diesem Fall – und in vielen anderen – ist offensichtlich ein dritter Faktor für die Korrelation verantwortlich: Goldene Hochzeiten und Kahlheit treten beide im höheren Lebensalter auf.

  • Zu welcher Maßnahme greifen Forscher, um zu verhindern, dass der Placeboeffekt ihre Resultate durcheinanderbringt?

Antwort: Sie bilden eine Kontrollgruppe, die statt der echten Behandlung ein Placebo erhält, und vergleichen die Resultate dann mit der Gruppe, die die echte Behandlung erhalten hat. Dadurch lässt sich zeigen, ob die echte Behandlung bessere Ergebnisse erzielt als der Glaube an diese Behandlung.

  • Durch eine Zufallszuweisung bekommen Forscher Kontrolle über ▁▁▁. Es handelt sich dabei um andere Faktoren nebst der unabhängigen Variable(n), welche die Studienergebnisse beeinflussen könnten.

Antwort: Störvariablen („confounding variables“)

  • Ordnen Sie die Begriffe den zugehörigen Beschreibungen zu.

1. Doppelblindversuch
2. Zufallsstichprobe
3. Zufallszuweisung
a. hilft Forschern, die Ergebnisse der Befragung einer kleinen Stichprobe auf eine größere Population zu generalisieren
b. hilft, vorher bestehende Unterschiede zwischen der Experimental- und den Kontrollgruppen zu minimieren
c. kontrolliert den Placeboeffekt; weder die Forscher noch die Teilnehmer wissen, wer die echte Behandlung erhält

Antwort: 1c, 2a, 3b

  • Ein neues blutdrucksenkendes Mittel soll geprüft werden. Warum werden wir mehr Informationen über die Wirksamkeit dieses Mittels bekommen, wenn wir es der Hälfte der 1000 Teilnehmer verabreichen, als wenn wir es allen 1000 Teilnehmern geben?

Antwort: Um herauszufinden, ob das Medikament tatsächlich medizinisch wirksam ist, müssen wir die Wirkung vergleichen: Wie wirkt es bei der randomisierten Gruppe, der das Medikament verabreicht wird (Versuchsbedingung), und wie bei der anderen Hälfte der Teilnehmer (Kontrollgruppe), der ein Placebo verabreicht wird? Wenn wir allen 1000 Teilnehmern das Medikament geben würden, hätten wir keine Möglichkeit herauszufinden, ob das Medikament als Placebo dient oder ob es tatsächlich medizinisch wirksam ist.

2.3 Statistische Argumentation im Alltagsleben

  • Ein amerikanischer Lastwagenhersteller präsentierte die Grafik in Abb. 2.17a mit tatsächlichen Markennamen, um die viel längere Haltbarkeit seiner Lastwagen hervorzuheben. Was macht die Grafik in Abb. 2.17b in Bezug auf die verschiedenen Haltbarkeiten klar und wie schafft sie das?

Antwort: Achten Sie darauf, wie die y-Achsen in den beiden Grafiken beschriftet sind. In Grafik (a) wird auf der y-Achse nur ein Bereich von 95 bis 100 dargestellt. In Grafik (b) geht der dargestellte Bereich von 0 bis 100. Alle Lastwagen erreichen einen Wert von 95% oder mehr. Grafik (b) macht also klar, dass fast alle Lastwagen „noch in Betrieb sind“.

  • Der Durchschnitt einer Werteverteilung ist der ▁▁▁. Der Wert, der am häufigsten auftritt, ist der ▁▁▁. Den Wert, der sich genau in der Mitte einer Verteilung befindet (die Hälfte der Werte liegt über, die andere Hälfte unter ihm) nennt man ▁▁▁. Wir bestimmen, wie die Messwerte um den Mittelwert streuen, indem wir die ▁▁▁ berechnen. Dabei erhalten wir auch Informationen zur ▁▁▁ von Werten (Unterschied zwischen dem größten und dem kleinsten Wert).

Antwort: Mittelwert; Modalwert; Median; Standardabweichung; Variationsbreite

  • Können Sie dieses Rätsel lösen? – Das Sekretariat der University of Michigan hat festgestellt, dass durchschnittlich 100 Studierende der Geistes- und Naturwissenschaften am Ende ihres ersten Semesters an der Universität hervorragende Noten haben. Doch nur 10–15 Studenten schließen ihr Studium mit hervorragenden Noten ab. Welches ist Ihrer Meinung nach die wahrscheinlichste Erklärung für die Tatsache, dass es am Ende des ersten Semesters mehr hervorragende Noten gibt als beim Studienabschluss (Jepson et al. 1983)?

Antwort: Durchschnittszahlen, die sich auf weniger Kurse beziehen, haben eine größere Varianz, was zu einer größeren Anzahl sehr schlechter und sehr guter Noten am Ende des ersten Semesters führt.

2.4 Häufig gestellte Fragen zur Psychologie

  • Wodurch werden Versuchsteilnehmer (Mensch oder Tier) geschützt?

Antwort: Tierschutzgesetze, Vorschriften für Labors sowie Inspektionen und örtliche Ethikkommissionen werden zum Schutz des Wohls von Mensch und Tier eingesetzt. An Universitäten begutachten institutionelle Prüfgremien (Institutional Review Boards) Forschungsanträge. Internationale psychologische Organisationen legten ethische Prinzipien fest. Gemäß diesen Prinzipien werden Forscher, die mit menschlichen Versuchsteilnehmern arbeiten, dazu angehalten, eine informierte Einwilligung („informed consent“) einzuholen, die Teilnehmer vor Schaden und Unannehmlichkeiten zu schützen, ihre persönlichen Informationen vertraulich zu behandeln und alle Versuchsteilnehmer in einer Nachbesprechung vollständig aufzuklären.
 

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