Kapitel 9: Gedächtnis

 

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9.1 Die Erforschung des Gedächtnisses

  • Welche beiden neueren Konzepte haben zu einer Aktualisierung des klassischen Dreistufen-Informationsverarbeitungsmodells von Atkinson und Shiffrin geführt?

Antwort: (1) Wir bilden einige Erinnerungen (implizite Erinnerungen) durch automatische Verarbeitung, ohne bewusstes Erleben. Das Modell von Atkinson und Shiffrin beschränkte sich auf bewusste, explizite Erinnerungen. (2) Das neuere Konzept eines Arbeitsgedächtnisses betont die aktive Verarbeitung, die, wie wir heute wissen, in der Kurzzeitgedächtnisphase von Atkinson und Shiffrin stattfindet.

  • Welche beiden Grundfunktionen erfüllt das Arbeitsgedächtnis?

Antwort: (1) Die aktive Verarbeitung eingehender visueller und auditiver Informationen und (2) die Aufgabe, unsere „Aufmerksamkeitsscheinwerfer“ zu fokussieren.

9.2 Enkodieren: Erinnerungen herstellen

  • Wo liegt der Unterschied zwischen automatischer und bewusster Verarbeitung, und welche Beispiele gibt es für die jeweilige Verarbeitungsart?

Antwort: Automatische Verarbeitung läuft unbewusst (automatisch) ab und umfasst z. B. das Enkodieren von Reihenfolge und Häufigkeit der Ereignisse eines Tages oder das Lesen und Verstehen von Wörtern in der eigenen Sprache. Bewusste Verarbeitung erfordert Aufmerksamkeit und Bewusstheit und passiert z. B., wenn wir uns sehr bemühen, neuen Lernstoff oder neue Verse eines Theaterstücks zu lernen.

  • Auf welcher der drei Stufen im Modell von Atkinson und Shiffrin würden sich ikonische und echoische Erinnerungen ereignen?

Antwort: Auf der Stufe des sensorischen Gedächtnisses.

  • Welche Strategien sind für das langfristige Behalten geeigneter: Material massiert üben und nochmal lesen oder das Lernen über die Zeit verteilen und sich wiederholt selbst testen?

Antwort: Obwohl massierte Übung zu kurzfristigen Lernerfolgen führen kann, ergeben sich aus verteilter Übung und wiederholtem Selbsttesten die besten Ergebnisse im langfristigen Behalten.

  • Verarbeiten Sie Lerninhalte beim Versuch, ihnen eine persönliche Bedeutung zu geben, auf einer oberflächlichen oder tieferen Ebene? Welche Ebene führt zur besseren Behaltensleistung?

Antwort: Material persönlich bedeutend zu machen beinhaltet Verarbeitung auf einer tieferen Ebene, denn Sie enkodieren Wörter semantisch – basierend auf ihrer Bedeutung. Tiefe Verarbeitung führt zu längerem Behalten.

9.3 Speichern: Erinnerungen ablegen

  • Welche Areale des Gehirns sind grundlegend für die Verarbeitung von impliziten Erinnerungen, und welche Bereiche spielen eine Schlüsselrolle bei der Verarbeitung expliziter Erinnerungen?

Antwort: Die Frontallappen und der Hippocampus spielen eine bedeutende Rolle bei der Bildung expliziter Erinnerungen, und das Zerebellum und die Basalganglien sind wesentlich für die Verarbeitung impliziter Erinnerungen.

  • Ein Freund von Ihnen hat nach einem Unfall einen Hirnschaden erlitten. Er kann sich daran erinnern, wie man sich die Schuhe zubindet, hat aber große Schwierigkeiten, sich an irgendetwas zu erinnern, was man ihm in einem Gespräch erzählt hat. Was hat das zu bedeuten?

Antwort: Unsere expliziten (deklarativen) Erinnerungen unterscheiden sich von unseren impliziten Erinnerungen an Fertigkeiten und Vorgänge. Unsere impliziten Erinnerungen werden in älteren Hirnarealen verarbeitet, die offenbar vom Schaden des Unfalls verschont geblieben sind.

  • Welches Gehirnareal antwortet auf Stresshormone, indem es zur Herausbildung von stärkeren Erinnerungen beiträgt?

Antwort: die Amygdala

  • Die neuronale Basis für Lernen und Gedächtnis, die an den synaptischen Verbindungen in Gedächtnisschaltkreisen entdeckt wurde und aus kurzer, schneller Stimulation resultiert, nennt sich ▁▁▁.

Antwort: Langzeitpotenzierung

9.4 Abrufen: Informationen wieder hervorholen

  • Wenn Sie sichergehen möchten, etwas Gelerntes in einem kommenden Test wiedergeben zu können, wäre es dann besser, Ihr Gedächtnis durch freie Reproduktion oder durch Wiedererkennen zu prüfen? Und warum?

Antwort: Es wäre sinnvoller, wenn Sie Ihr Gedächtnis auf freie Reproduktion testen (z. B. mit eigenen Übungsfragen in Kurzantwort- oder Lückentext-Form) statt auf Wiedererkennen (wie mit Multiple-Choice-Fragen). Sich an Informationen zu erinnern ist schwieriger als sie wiederzuerkennen, so dass Ihr Behalten des Lernstoffs, wenn Sie sich daran erinnern können, besser ist, als wenn Sie die Inhalte nur wiedererkennen könnten – womit Ihre Erfolgschancen im Test größer sind.

  • Was ist Priming?

Antwort: Priming ist die (oft unbewusst ablaufende) Aktivierung von Assoziationen. Der Anblick einer Waffe kann beispielsweise jemanden vorübergehend dafür prädisponieren, ein ambivalentes Gesicht als bedrohlich zu interpretieren oder sich an einen Vorgesetzten als bösartig zu erinnern.

  • Wenn wir sofort nach dem Lesen einer Wortliste getestet werden, neigen wir dazu, die ersten und letzten Punkte am besten zu reproduzieren, ein Effekt, der als ▁▁▁bezeichnet wird.

Antwort: serieller Positionseffekt

9.5 Vergessen

  • Aus welchen drei Gründen vergessen wir, und wie kommt es in jedem dieser Fälle dazu?

Antwort: (1) Scheitern der Enkodierung: Informationen haben unser Gedächtnissystem nie erreicht, weil wir ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt haben, oder die Informationen wurden fehlerhaft aufgenommen. (2) Speicherzerfall: Informationen verlassen unser Gedächtnis. (3) Scheitern beim Abruf: Wir finden keinen richtigen Zugang zu gespeicherten Informationen, manchmal aufgrund von Interferenz oder absichtlichem Vergessen.

9.6 Fehler beim Gedächtnisaufbau

  • Wenn man an die Verbreitung von Quellenamnesie denkt, wie sähe unser Leben aus, wenn wir uns an all unsere Erlebnisse im Wachzustand und all unsere Träume erinnern könnten?

Antwort: Reale Erlebnisse würden mit dem, was wir nur geträumt haben, vermischt werden. Bei der Begegnung mit jemandem könnten wir uns deshalb beispielsweise unsicher werden, ob wir gerade von etwas ausgehen, das diese Person tatsächlich getan hat, oder von etwas, das sie nur in einem Traum getan hat.

9.7 Gedächtnistraining

  • Welche Gedächtnisstrategien wurden Ihnen im gerade gelesenen Abschnitt empfohlen?

Antwort: Wiederholtes Lernen, um langfristiges Behalten zu fördern; verteilte (nicht massierte) Übung; mehr Zeit für inneres Nachsprechen und aktives Nachdenken über Inhalte einplanen; Informationen durch gut organisierte und lebhafte Assoziationen mit persönlicher Bedeutung füllen; Gedächtnisauffrischung durch mentales Rückversetzen in Kontexte und Stimmungen, um Abrufhinweise zu aktivieren; Mnemotechniken anwenden; Interferenz minimieren; eine Nacht durchschlafen; wiederholtes Selbsttesten – Abrufübungen sind eine bewährte Behaltensstrategie.

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